Seelenlandschaft wiederentdecken
Wahre Schamanen sind nicht in erste Linie Heiler von Menschen. Vielmehr wirken sie heilend auf das ganze Gewebe von menschlicher und nichtmenschlicher Welt ein. Schamane sein heißt, in das Ganze der Landschaftsseele eingebunden und im Austausch mit ihren Seelenwesen zu sein. Der einzelne Mensch wie die Gesamtheit der Menschen kann erst wieder gesunden, wenn sie sich wieder einfügen in die wechselseitige Bezogenheit alles Beseelten, einschließlich Stein und Berg.
Waltraud Hönes hat über zehn Jahre bei dem Inka-Schamanen Don Oscar Miro-Quesada gelernt. Vor zwölf Jahren begann ihre schamanische Beziehung mit der Landschaft von Fanes in den Dolomiten und dem großartigen, ihr innewohnenden Mythos. Seitdem arbeitet sie hier mit den mythischen Landschaftswesen. Sie errichtet Schreine aus Stein (Apachetas), an denen die mythischen Gestalten, die heiligen Berge und Mutter Erde geehrt und mit Gaben wie etwa Maismehl und Blüten genährt werden. Sie schreibt:»Bevor wir nicht erkennen und, vor allem, tief erfahren können, dass Materie genauso heilig ist wie Geist, da beide grundsatzlich von derselben Natur sind, werden wir keinen umfassenderen Bewusstseinszustand erreichen und daher auch nicht in der Lage sein, die gegenwartige Krise zu überwinden, die eben eine Bewusstseinskrise ist.«
In ihrem Haus nimmt eine sogenannte »Mesa« fast ein ganzes Zimmer ein. Dieser schamanische Altar aus Steinen und anderen Gegenständen, die alle einen Geist, ein Bewusstsein in sich tragen und von den unterschiedlichsten Orten herstammen, mit denen sie noch in Verbindung stehen, ist ein Mikrokosmos und ein machtvolles Werkzeug für persönliche und planetare Transformation.
Die menschliche wie die nicht-nur-menschliche Gemeinschaft beruht auf »Ayni«, des ethischen Prinzips des »heute für mich, morgen für dich«. Noch einmal die Autorin:»Dies ist der Schlüssel, um das Tor zu einem erweiterten Da-Sein zu öffnen, in dem die Grenzen zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Wesen und von materiell und geistig nicht mehr so starr und undurchlassig sind, wie es unsere Kultur gerne hätte. Wenn wir in dieses erweiterte Da-Sein eintreten, wird es offensichtlich für uns, dass wir, die wir über ein so kostbares menschliches Bewusstsein verfügen, aufgefordert sind, Verantwortung für die Gesundheit des ganzen kosmischen Beziehungsgewebes zu übernehmen. Dann sind wir bereit, bewusst und mit Herz Verantwortung als Mit-Schöpfer/-innen zu übernehmen.«
In diesem Buch wandern wir mit Waltraud Hönes durch die mythische Landschaft von Fanes und nehmen zugleich an ihren Gedanken zu wahrem Menschsein und echtem Schamanentum teil. Außerdem finden sich Meditationen, durch die man über das kraftvolle Wayna Fanes-Symbol und mit Hilfe von Steinen daran mitwirken kann, ein Netz aus Licht und Harmonie um die Erde zu weben. Der letzte Teil enthält Anrufungen der Landschaftswesen mit Fotos der entsprechenden mythischen Plätze.Marko Pogacnik sagt zu diesem Buch:
»Eine Zivilisation, die keine Beziehungen pflegt zum Wesen der Erde und des Kosmos, so wie unsere, ist langfristig nicht überlebensfähig. Wir sind aufgefordert zum Umdenken und kreativ zu Handeln. Das Buch von Waltraud Hönes öffnet einen inspirierten Weg zur Wiederbegegnung von Mensch, Mythos und Natur. Nachdem eingeweiht in die Pachakuti Mesa-Tradition der Anden, wurden ihre Augen geöffnet, um in der Ladinischen Tradition aus den Dolomiten eine ur-europäische schamanische Überlieferung zu entdecken. Die Dolomiten kenne ich als eine fast greifbare Verkörperung hoher Feenwesen, Fanes genannt. Aber Waltraud bleibt nicht bei Worten. Aus der Begegnung beider Traditionen entwickelt sie eine schamanische Praxis, durch welche der Wiederkehr der in die Vergessenheit geratenen hohen Geister und Feenwesen, gewandelt im Licht des neuen Zeitalters, ermöglicht wird. Dadurch wird aber auch der Anteil am Feenwesen, den wir Menschen in uns tragen, wachgerufen.
Ich wünsche euch, liebe Leser/innen, viel Inspiration auf der Reise in der mythischen Welt von Fanes!«
Vera Zingsem (freie Autorin und Mythenforscherin, Ex- Theologin) schreibt zu diesem Buch:
»Selten habe ich ein so anregendes und im wahrsten Sinne des Wortes bahnbrechendes Buch gelesen wie das von Waltraud Hönes über die "Seele der Landschaft".
Es scheint, als ob wir zum Verständnis der Erde und ihrer heilenden, geistigen Kräfte genau ein solches Buch benötigen. Besonders wertvoll erscheint mir die Verhaltensweise des "Ayni" als der "heiligen Gegenseitigkeit von allem was ist"; ein Ausgleich von Geben und Nehmen, wie es sich auch in der Vorstellung und Ausübung von "Gebo" in unserem heimischen Kulturkreis spiegelt. Die Praxis einer solchen Wechselseitigkeit könnte dem heute gängigen Ausbeutungsprinzip eine wirksame spirituelle Kraft entgegensetzen. Dass dabei "Mensch, Mythos und Natur" (so der Untertitel des Buches) eine neue segensreiche Verbindung eingehen, eröffnet weitreichende Perspektiven.«
ISBN 978-3-89060-625-5
Gebundene Ausgabe, 17 x 24 cm, mit vielen farbigen Abbildungen, 128 Seiten
12,00 € (D)/ 12,50 € (A)
Video zum Buch
Waltraud Hönes im Interview mit dem Neue Erde Verlag
Website der Autorin
Waltraud Hönes, Jahrgang 1964, Curandera (schamanische Heilerin), zeremonielle Künstlerin und Buchautorin, ist die Gründerin der Wayna Fanes-Tradition und der Gruppe Dolomiten Ayllu.
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